Obschon Musik in der Zeit verläuft, gilt es im allgemeinen als Zeichen ihrer besonderen Güte, wenn wir beim Hören von Musik die Zeit vergessen. Paradoxerweise bedienen wir uns dabei einer Kunst in der Zeit, um uns von ihr zu befreien. Allerdings wirkt das immer präziser werdende Auszählen des Taktes dieser Sehnsucht nach Zeitlosigkeit entgegen. Der Unterschied, der zwischen Takt und Rhythmus besteht, entspricht genaugenommen dem Unterschied zwischen einer Musik, die nichts weiter ist, als ein bloßes Mittel zur Vermessung der Zeit – Flucht in die Vergeßlichkeit – und einer Musik als Medium, sich von dem, was hinter der Zeit ist, anrühren zu lassen.
Für derlei Gedanken steht der Titel eines der hier eingespielten Werke: „Ein Hauch von Unzeit“.
Es liegt in der Verantwortung des Interpreten, und darin ist die eigentliche Bestimmung seiner Autorschaft zu suchen, diese Wand, die uns von der Unzeit trennt, abzuhorchen; Zeitwand – durch deren unvermittelte Öffnungen hindurch ein Hauch, wenn man so will, derjenigen Musik vernehmbar wird, die vielleicht weit mehr Musik ist, als irgend Musik je schon war.
Achberger - Seidl
Achberger Hans-Peter